In einem mit Kreide gezeichneten Kreis sitzen zwei Frauen und blicken auf eine dritte, stehende Frau. Die stehende Frau hält ein Schild hoch, auf dem "misplaced human?" steht. Eine der sitzenden Frauen macht mit dem Handy ein Foto von ihr. Im Hintergrund tanzen zwei überdimensional große Frauen miteinander. Ihre Hände zeigen elegant aufeinander. In der Collage befindet sich die im Kreidekreis stehende Frau genau in der Mitte dieser Hände. Ihr Oberkörper ist etwa so groß wie eine dieser tanzenden Hände.

Erweiterte Begegnungsräume

In Vorbereitung auf das zukünftige lesbische und queer-feministische Wohn- und Kulturzentrum der RuT gGmbH experimentierten wir seit 2022 mit kulturellen Angeboten, die die Nachbarschaft, den zweiten Bauabschnitt der Karl-Marx-Allee (KMA II) „queeren“ (mehr dazu s. Fußnote 1).

Auf den dabei gesammelten Erfahrungen und Eindrücken aufbauend habe ich eine kollektive Recherche angestoßen (s. Fußnote 2). Die Fragestellungen waren unter anderem:
Wie ehrlich und direkt begegnen wir uns, und was passiert dann mit Vorurteilen? Was können wir beitragen, um gemeinsam eine inklusivere Gesellschaft gestalten? Und nicht zuletzt, welche Antworten finden sich auf diese Fragen in künstlerisch-performativen Praxen?

Am Samstag, den 7. Oktober 2023 münden die Vor-Ort-Recherchen der beteiligten Künstler:innen Alice Chauchat, María Ferrara, Rike Flämig, Kollektiv TILT (Tamara Rettenmund und Türe Zeybek) und Tanja Ostojić in fünf künstlerisch-performative „Begegnungsräume“.

Aus sehr verschiedenen Perspektiven wird zu ungewöhnlichen urbanen Beteiligungsformen aufgefordert, vom herzerwärmenden, Rückgrat stärkenden Erfahrungsaustausch über aktivierende Gedankensprünge und andere Piroutten bis zu einem ebenso philosophischen wie körperlich wahrnehmenden „Gesellschaftstanzen“.

Mehr Details im Programm —> pdf download hier

Dazu entstand in Zusammenarbeit mit Studio kwi eine dokumentierende Zeitung über den gesamten Projektverlauf, kostenlos erhältlich in der Buchhandlung She said in Berlin sowie als pdf hier:

Fußnoten
1
Geplant wird das bundesweit erste inklusive, intergenerative Lesben-Wohnprojekt und queer- feministische Kulturzentrum bereits seit vielen Jahren von der RuT – Rad und Tat Berlin gGmbH.
Jetzt wird es endlich gebaut, in Kooperation mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft WBM
nahe dem Alexanderplatz, neben dem Rathaus Mitte und Kino International am U-Bhf Schillingstraße.

Das Haus soll ein Treffpunkt für Austausch und gelebte Gemeinschaft werden. Es ist uns ein Anliegen, dass dieses lesbische Wohn- und Kulturzentrum nicht wie ein UFO in der neuen Nachbarschaft landet. Also begannen wir schon vor der Fertigstellung des Gebäudes einen Prozess der Annäherung. Mit einer Reihe queer-feministischer kultureller Angebote – Workshops, Spaziergängen, Vernetzungstreffen – loteten wir das Interesse und den Bedarf vor Ort aus. Dabei suchten wir den direkten Austausch mit der Nachbarschaft sowie mit Frauen*, die RuT und dem Wohnprojekt verbunden sind.

Diese Arbeit wurde 2022 und 2023 dank Prozessförderungen durch den Fonds Soziokultur aus Mitteln der BKM im Rahmen von NEUSTART KULTUR ermöglicht, sowie mit Fördermitteln für Freiwilliges Engagement In Nachbarschaften (FEIN-Pilotprojekte) vom Berliner Senat. 2022 wurde diese Arbeit außerdem von der Hannchen-Mehrzweck-Stiftung unterstützt.

2
2023 können wir dank einer Förderung des Berliner Projektfonds Urbane Praxis und der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt mit einer Reihe partizipativer urbaner Performances queer-feministischer Künstler:innen auf diesen Erfahrungen aufbauen mit dem auf Ortsrecherchen basierten, prozessorientierten Projekt „Erweiterte Begegnungsräume“.