Das globale Wettrüsten wird oft mit Friedenserhalt begründet, jedoch ist das Gegenteil der Fall: Die bloße Existenz von Waffen ist als Gewaltandrohung bereits eine Form der strukturellen Gewalt. Die Bodenposterarbeit der Künstlerin Stephanie Hanna ist einem Perserteppich bzw. einem afghanischen Kriegsteppich nachempfunden. Die zentrale Frage: »Worauf basiert Frieden?« In zahlreiche Sprachen übersetzt, spannt sie sich über ein filigranes Muster, dessen Grundmotive erst auf den zweiten Blick als Waffenabbildungen erkennbar werden.

https://ngbk.de/de/show/322/stephanie-hanna-worauf-basiert-frieden

Die Geschichte vom Flughafen Tempelhof ist verwoben mit Militär und Kriegen: Das erste Berliner Flugfeld für Zeppeline entstand hier Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Militärexerzierplatz. Das Flughafengebäude entspricht den Dimensionen nationalsozialistischer Stadtplanung und wurde während dem 2. Weltkrieg unter anderem auch von Kriegsgefangenen weiter gebaut. 

Im Torhaus, ehemals Pförtnerhaus, jetzt Projektraum mit Online-Radiosender, verlas ich als Vermittlungsangebot eine historische Kontextualisierung des Ortes, während Bernhard Wöstheinrich live einen Ambient Klangteppich mit Verarbeitungen von zuvor von mir eingesprochenen Textfragmenten webte. Daran schloss ein 20-minütiger “Slow Walk” vom Torhaus zum Teppich an, begleitet von Ambient Klängen und Bruchstücke aus der Geschichte. Danach sprachen wir mit den Teilnehmenden über ihre Erfahrung vor diesem historisch und architektonisch situierten Hintergrund, sowie über Sprache, Krieg und Frieden.

Aus dem Gespräch entstand ein einstündiger musikalischer Zusammenschnitt, der als Podcast auf Thf Radio lief und auch hier zu hören ist. Auf der Soundcloud-Seite findet sich dazu eine Inhalts- und Zeitangabe.

Für diese Bodenarbeit im Rahmen der Reihe „Kunst im Untergrund 2019: Up in Arms“ der nGbK habe ich mit Hilfe vieler Menschen 66 Übersetzungen der Frage „Worauf basiert Frieden?“ gesammelt. Ob die Übersetzungen tatsächlich stimmen, ist vor allem bei den selteneren Sprachen eine Vertrauensfrage.

Die grafischen Waffendarstellungen in dem Muster basieren auf Fotos aus dem Online-Katalog der deutschen Rüstungsfirma Rheinmetall. Im Begleittext dazu heißt es,

„Rheinmetall präsentiert seine aktuelle Mittelkaliber-Kanonenfamilie im Kaliberbereich 20 bis 35 mm. Die Waffen sind darauf ausgelegt, ihre Feuerkraft, Präzision und Zuverlässigkeit selbst unter extremen Umweltbedingungen zu bewahren und weisen ein hervorragendes Gewichts-/Leistungsverhältnis, kompaktes Design, lange Lebensdauer und geringe Rückstoßkräfte auf, und das sind nur einige der Faktoren, die ihre perfekte Eignung für den Einsatz zu Lande, zu Wasser oder in der Luft ausmachen. Bei ihrer Konstruktion haben wir stets den Nutzer im Blick.“

https://www.rheinmetall-defence.com/de/rheinmetall_defence/systems_and_products/weapons_and_ammunition/direct_fire/medium_calibre/index.php